Acryl/Leinwand, 2014, 140 x 170 cm
Norbert Mayer, geb. 1966 in Zell am See, lebt und arbeitet in Kaprun.
seit 2000 hauptberuflich Freischaffender Künstler. die Bilder von nomay – so nennt sich der Künstler – befinden sich in öffentlichen und privaten Besitz weltweit. Ausstellungen im In- und Ausland. Gründer u. Leiter der int. Malertage Kaprun, Dozent zahlreicher Malseminare in Österreich, Italien und Deutschland. Teilnehmer und Organisator vieler internationaler Symposien, Auflage vieler Kunstbücher, zuletzt „siebzehn and more“ 2017
leistensteine – das werk von natur und mensch vereint.
stein neben feuer, wasser, luft und erde sehe ich als das fünfte element. steine sind teil der basis unserer erde, sie dienen uns als rohstoff, baustoff – grundlage für den boden, auf dem wir leben.
von kind an waren steine für mich faszination pur, im spiel – das kennenlernen durch sammeln meist kleiner, für unser damaliges empfinden natürlich auch großer steine. sie waren uns spielplatz, spielzeug, einfaches werkzeug und boten unserer phantasie raum, sie als figuren, tiere, fahrzeuge und gebäude zu deuten.
bizzarste formen, teils wild zerklüftet, wechseln sich ab mit geschmeidig glatten oberflächen, die keine maschine imstande ist diese so herzustellen, wie sie die einflüsse der natur über millionen von jahren geformt hat. kanten brechen flächen, die hin und wieder in rundungen auslaufen und in klippen ihr ende finden. alleine durch ihre formgebung erreichen steine eine kaum zu übertreffende vielfalt, von scheinbar klar konstruierten geometrischen konturen die, so könnte man glauben, eine klare grundstruktur als basis haben, bis hin zu völlig chaotischen figuren deren grundlage eigentlich nur pure anarchie sein könnte. unzählige farbvarianten der steine hält die natur für uns bereit sie zu entdecken – um nur einen winzig kleinen teil von den äusserlichkeiten von steinen zu beschreiben. viele dieser zahllosen eigenheiten sind oft in nur einem stein vereint, derlei steine empfinden wir als enorm spannend, warum – sie sind durchzogen von gegensätzen.
gegensatz ist leben.
sehr schnell erkennen wir, daß kein stein dem anderen gleicht und jeder auch noch so kleine kiesel ein unikat darstellt. steine verändern sich ständig, oft in für uns menschen nicht erlebbaren zeitspannen sind sie permanenter wandlung ausgesetzt.
steine leben.
sie verkörpern ruhe, kraft, schutz, halt, energie, wunder sowie lebensraum, sind ständige begleiter in unserem leben, vom ersten tag an sind wir von ihnen umgeben. für mich wesentlich ist, mit und nicht neben ihnen zu leben. steine sind mit ein themenschwerpunkt meines gesamtwerks, sie sind auch immer wiederkehrende bausteine in meiner malerei.
es war immer eine vision von mir, mit steinen zu arbeiten, so begann ich mich diesem thema behutsam zu nähern, fing an steine zu bemalen, kam dabei gleich auf die ersten schwierigkeiten – nicht auf jedem stein ist genug haftgrund für farbe vorhanden, andere saugen besonders stark um nur wenige der probleme zu nennen. so widmete ich viel meiner zeit der vertiefung mit den verschiedensten steinen, granit, basalt, quarze, schiefer, kalkstein, sandstein usw… ich begann, sie nicht nur zu bemalen, sondern fing an sie zu bearbeiten, zu behauen, zu schneiden, zu schleifen und zu durchbohren, immer mit großer achtung und liebe zu dem material, achtete kontinuierlich darauf, nicht den ganzen stein zu verändern um dem großen kunstwerk der natur ihren platz zu bieten – wiederum ein spannungsgeladener gegensatz.
es sind nicht irgendwelche steine, die ich suchte – sie begegneten mir, bin durch spüren auf sie gestossen.
als die ersten steine fertig bearbeitet waren, suchte ich nach einem trägermaterial für die werke, fand aber über lange zeit nichts. alles was ich wusste war, es sollte metall sein, so begann ich sockel zu bauen, schienen, würfel usw. zu probieren, alles mit einem nicht zufriedenstellenden ergebnis. durch zufall stieß ich auf ein altes schusterdreibein – eine schusterleiste, welche wiederum monate unbeachtet bei mir im atelier herumlag, bis ich eines tages einen noch unbearbeiteten stein schnell zur seite legen musste, um den arbeitsplatz für ein bild frei zu machen und ihn einfach auf diese schusterleiste stellte – er passte wie angegossen (dies hat nichts mit aschenputtel zu tun oder so…) – die leistensteine waren geboren.
das werk von natur und mensch wurde vereint.
diese hier abgebildete serie der leistensteine bleibt keine einmalige, sie ist der beginn eines weiteren schwerpunktes meiner arbeit.